Sept. 11th Rückreise
oder "Meine Nerven die 2."
12. - 17. Sept. 2001

Dienstag, 
Sept. 11th
Zusammen mit meinem Vater und meiner Schwester hatte ich den letzten Nachmittag vor meiner Rückreise nach Kanada im Elternhaus in Möhlin verbracht. 
Plötzlich erhalte ich eine SMS. "Ein schlechter Scherz" denke ich und gehe gegen 16 Uhr den Fernseher einschalten. 
Bald sitzen wir alle vor der Kiste und ringen nach Worten. Live verfolgen wir, wie der zweite WTC (World Trade Center) Turm in sich zusammenfällt. Unglaublich und unfassbar das Ganze. 

Markus
Noch Anfangs Juli, anlässlich meines Besuches in New York, hatte ich das WTC gesehen und ein paar tolle Fotos gemacht. Markus, mein Bekannter in New York, bei dem ich Unterkunft hatte, arbeitet selbst im 50-sten Stock im WTC Südtower und hatte mir damals noch seine Büros gezeigt.
Plötzlich frage ich mich, ob ihm etwas passiert ist. War er morgens um 9Uhr schon an der Arbeit? Schnell eine Email schicken und hoffen, dass bald eine Antwort von ihm kommt. Zehn Minuten später erhalte ich von ihm per Email die glückliche Nachricht. Ihm und allen seinen Arbeitskollegen ist nichts passiert.

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Pidi vor dem WTC

Planung
Am Abend stellt sich mir dann die Frage, wie ich am folgenden morgen nach Vancouver zurückkomme. Da ich mit KLM fliege, rufe ich am Abende KLM Schweiz an, wo der automatische Telefonbeantworter knapp mitteilt, dass die Telefone von 9-17h besetzt sind. 
Mein Zug fährt um 8h los, meine Maschine fliegt in Zürich-Kloten und 10h30 ab. In Amsterdam habe ich dann vier Stunden Aufenthalt, bis der Flug nach Vancouver dann gegen 16h startet. Also muss ich so oder so zuerst mit dem Zug nach Kloten fahren und kann dann von da nach 9Uhr bei KLM abklären, wie es weiter geht.
Mittwoch,
Sept. 12th
Bevor ich nun auf den 8h Zug gehe, rufe ich eine Nummer von KLM Niederlande an, die ich im Internet im Zusammenhang mit den Ereignissen vom Sept. 11th gefunden habe. Es wird mir mitgeteilt, dass der Flug nach Vancouver/Kanada nicht gestrichen wurde, sondern nur jene nach USA. Also hopp auf den Zug und nach Kloten brausen. 

Einchecken
Der KLM-Typ will mich nicht einchecken. Ich erzähle ihm, was mir KLM Niederlande mitgeteilt hat. Er gibt mir eine Nummer von KLM Schweiz, jene die ich auch schon habe. Da es nun auch nach 9h ist, ist dies sogar bedient. Auch hier erhalte ich die Auskunft, dass mein Flug nicht gestrichen wurde.

Wieder zurück zum Eincheckschalter. Nun checkt mich der KLM-Typ doch ein, allerdings nur bis Amsterdam. Da müsse ich dann selber weiterschauen. OK, Kein Problem. Rein in den Flieger und nach Amsterdam

In Amsterdam
In Amsterdam angekommen erhalte ich schnell die schlechte Nachricht: In der Zwischenzeit wurde mein Flug von Amsterdam nach Vancouver gestrichen wie alle anderen Flüge nach Kanada. Meine Nerven...

Viele Leute stehen herum und suchen Auskünfte und Hilfe. Am KLM Servicecenter, wo ca. 16 bediente Schalter sind, gibt es eine lange Schlange. Zum Glück kann man eine Nummer ziehen. Die Nummer, die ich bekomme, ist etwa dreihundert Nummern höher als die momentan Aufgerufene. Jetzt ist Geduld angesagt.

Nach etwa zwei Stunden bin ich an der Reihe. "Was ich den hier mache?" will die KLM-Dame wissen. "Es hätten doch alle KLM Aussenstellen die Anweisung bekommen, keine Leute nach Amsterdam zu schicken!". Nun ich erzähle ihr brav meine Geschickte und im Computer sieht sie dann irgendwo in einer Datenbank, dass ich tatsächlich in der Luft war, als mein Flug gecancelt wurde. 
"Nun, sie könne mich für morgen einchecken, wenn ich wolle, aber ob der Flug morgen gehen würde, das wisse sie nicht". 
"OK, einchecken ist gut, besser als nicht einchecken" sage ich und erhalte eine Boardkarte für den folgenden Tag.
Nun nur noch eine Unterkunft suchen und ab in die Stadt. Leider fand irgend so ein grosser Anlass in Amsterdam statt. Alle Zimmer waren ausgebucht, freie ab CHF 200 zu haben. Schlussendlich finde ich dann doch ein Zimmer für CHF 90 für eine Nacht. Meine Nerven...

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Bad News 

Donnerstag,
Sept. 13th
Wieder ist der Flug gecancelt. Wieder zum Flughafen gehen. Wieder anstehen. Niemand weiss etwas. Soll ich zurück in die Schweiz mit dem Flugi oder Zug oder soll ich in Amsterdam bleiben. KLM offeriert mir einen verbilligten Rückflug für CHF 300.
Da ich einen Boardingpass habe, kann ich in die Transferzone. Hier gibt es viel weniger Leute zum anstehen, die Angestellten sind nicht so gestresst und übermüdet wie draussen in der Eincheckhalle und sie nehmen sich viel mehr Zeit. Und es gibt viele Schalter hier. Nach dem man ein paar abgeklappert hat, weiss man bald mehr als die Angestellten selbst. Ich entschliesse mich noch ein Tag zu bleiben. Meine Nerven...

Freitag,
Sept. 14th
Wieder das gleiche Spiel, wieder gecancelt, wieder zum Flughafen, wieder anstehen und Fragen. Am Abend erhalte ich dann folgende neue Informationen:
"Ja, ich bekomme einen Gratisflug von Amsterdam nach Zürich und zurück, aber nur, wenn ich für den Flug nach Vancouver eine Platz-Reservation habe" sagt KLM-Dame1.
"Aha, und wie bekomme ich den eine Platzreservation?" frage ich.
"Da müsse ich warten, bis die neuen Wartelisten aufgestellt sind, und diese werden erstellt, sobald die Flugzeuge wieder fliegen" sagt KLM-Dame1.
Logisch, oder etwa nicht? Was jetzt? Meine Nerven...

Nun zum nächsten Schalter im Transferbereich:
"Von Gratisflügen wisse sie nichts, aber sie könne schauen wegen einer Platzreservierung" sagt KLM-Dame2.
"Aha, cool" sage ich.
KLM-Dame2 greift zum Telefon und ruft KLM-Dame3 an, welche die Wartelisten bearbeitet. "Ob mir Montag, der 17. Sept. passe?" fragt KLM-Dame2.
"Klar" antworte ich.
Und flutsch habe ich einen Sitz am Montag, dem 17., falls die Flüge bis dann wieder aufgenommen werden, was voraussichtlich auch der Fall sein wird" meint KLM-Dame2. "Aber von einem Gratisticket nach Zürich wisse sie nichts".

Also schnell wieder zurück zu KLM-Dame1.
Strahlend teile ich ihr mit, dass ich nun eine Sitzplatzreservierung hätte, was sie erstaunt in der KLM-Datenbank bestätigt findet.
Nun bekomme ich ein Gratisticket Zürich hin und zurück nach Amsterdam ausgestellt. Mit einem Megasmile gehe ich zurück ins Hotel und packe meine sieben Sachen für den nächsten Flug am Samstagmorgen 8h.

Montag,
Sept. 17th
Heute läuft alles nach Plan. Die Maschine ab Amsterdam hat nur eine Stunde Verspätung und die Einreise nach Kanada geht ohne Probleme. 


Bemerkung
Der beschriebene Verlauf entspricht nur einer gekürzten Fassung. Nicht erwähnt ist, dass die Hotelzimmer-Reservierung in Vancouver auch immer wieder mitverschoben werden musste und dass die Hotels in Amsterdam jeweils nur für eine Nacht Platz frei hatten und ich jeden Tag wieder auf's neue eine bleibe suchen musste.
Weiter ist nicht erwähnt, dass es auch noch eine Spezialnummer von KML gab, die man hätte anrufen sollen anstelle direkt auf den Flughafen zu gehen. Nur leider war diese Nummer immer überlastet. Hatte man endlich einmal jemanden am Draht, so unterbrach entweder aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen die Leitung oder das Handy hat gerade irgendwelche Probleme.
Sonst noch was? Ah ja, KLM-Dame1, welche mir das Gratisticket ausgestellt hat. Eigentlich war sie gar nicht mehr da, wie ich zu ihr zurückgehen wollte. Einer anderen KLM-Dame4 habe ich alles erklärt. Sie wusste nichts von Gratisrückflugtickets und ist dann KLM-Dame1 im Backofficeberich gemäss meiner Beschreibung suchen gegangen. Zum Glück war sie noch da. Alles klar? Nein, macht nichts. 

Wie es meinen Nerven jetzt geht? Wieder besser. Nur dass jetzt bei Niederschreiben der Vorkommnisse alles wieder wach wird wie wenn es gestern gewesen wäre.
Aber was soll's. Alles Peanuts im Vergleich zu Sept. 11th....


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