Motorradtransfer oder "Meine NERVEN!"
Hinweis Die Bilder werden durch anklicken vergrössert. Und jetzt viel Spass. Pit
Oktober 2000 - April 2001
Abklärungen Die Vorbereitungen für den Transfer des Motorrades und die notwendigen Versicherungen in Nordamerika haben einigen Zeitraum in Anspruch genommen.
Galt es doch in Kurzform
  • zuerst Grobabklärungen zu machen,
  • im Internet Infos zu suchen,
  • Leute zu finden aus auszufragen, die Ähnliches schon einmal gemacht haben, Thanks Serge,
  • Varianten auszuarbeiten,
  • und schliesslich Entscheide zu treffen.
Hier kurz ein paar Facts:
  • Transport des Motorrads per Luft ist billiger als per Schiff!
  • Europ. Motorrad- und Haftpflichtversicherungen haben keine Geltung in Nordamerika
Also galt es nur noch einen Air Cargo Firma zu finden, welche mein Motorrad von Zürich nach Montreal transportiert und die notwendigen Versicherungen für das Motorradfahren in Kanada und USA abzuschliessen.
Transport Die Suche nach einem geeigneten Transportfirma war ziemlich einfach. Zuerst habe ich bei Air Canada angerufen. Diese haben wir erklärt, dass ich den Motorradtransport nicht direkt bei Ihnen, sondern nur über einen geeigneten Spediteur in die Wege leiten kann. Die Firma ATS in Kloten wurde mir empfohlen. Ein erstes Telefon mit Herrn Arzner bei ATS verlief vielversprechend. Details waren noch abzuklären. Das war's den auch schon.
Versicherungen Anfragen bei grösseren Schweizer Versicherungsanstalten deuteten alle darauf hin, dass ich die notwendigen Versicherungen erst drüben abschliessen kann. Erst Mitte April habe ich im Internet die Firma Tourinsure gefunden, welche auf Bedürfnisse meiner Art spezialisiert ist.
Kurzfristig wird alles notwendige abgeklärt, Geld per EC-Check nach Hamburg geschickt. Die Vollkaskopolice wird mir sofort in die Schweiz zugestellt, die Motorradhaftpflichtversicherungspolice aus Zeitgründen später nach Kanada.
Montag 2.5.2011
1. Besuch bei ATS Mit meinem Motorrad fahre ich zu Herrn Arzner, Firma ATS in Kloten. Wir schauen uns das Motorrad an und wir beraten, wie ich das Motorrad für den Transfer per Luft von Zürich nach Montréal vorzubereiten habe:
  • Benzintank muss auf Reserveniveau geleert sein
  • 12V Batterie muss abhängt und Kontakte müssen isoliert sein
  • Alle exponierten Teile wie Rückspiegel, Windschutzscheibe und Entenschnabel sollten vorsichtshalber abgenommen werden, denn zum Schluss wird über das ganze Motorrad ein Netz gespannt.
  • Seitenkoffer auf Fahrersitz legen und befestigen
    (Dies ist eine rein finanzielle Angelegenheit. Die Kosten des Lufttransportes werden nicht nach Gewicht ermittelt, sondern nach Volumen. Dazu wird die maximale Länge, Breite und Höhe über alles gemessen. Die beiden Seitenkoffer sind unter diesem Gesichtspunkt sehr voluminös. Auf dem Fahrersitz plaziert beanspruchen diese aber kein zusätzliches Volumen und fliegen somit gratis mit. In diesen Koffern kann ich meine ganze Motorradausrüstung wie Helm, Jacke, Hose, Schuhe, Handschuhe mit transportieren. Cool nicht?)
Mittwoch 9.5 werde ich dann das Moto definitiv nach Kloten bringen, dort vor Ort für den Transport vorbereiten und bis zu meiner Ankunft in Kanada zwischenlagern lassen. Soweit alles klar.
Donnerstag 5.5.2011
Die Generalprobe Am Samstagmorgen stelle ich wieder einmal meine handwerklichen Fähigkeiten auf die Probe und unterziehe das Motorrad einer Transfervorbereitungskur.
Minutiös werden nun die besagten Teile wie Rückspiegel, Windschutzscheibe und nach einigen kleineren Problemen auch der Entenschnabel abgenommen. Anschliessend werden diese Teile versuchsweise mit diesen tollen, mit Luftpölsterchen gefüllten Plastikverpackungsmatten (danke FH Aargau) umwickelt.
Dann Tank anheben (darunter ist die Batterie gut versteckt) und Batterie probeweise abhängen. Mit alten unverwüstlichen Feldschlösschentextilspanngurten werden dann die beiden Seitenkoffer auf dem Fahrersitz festgebunden. War doch ganz einfach!
Und jetzt alles wieder rückgängig machen. Hmm? Welche Schraube war denn schon wieder wo? Wieso ist diese viel zu kurz? Wieso diese zu lang? Weshalb ist diese überzählig? Die üblichen Probleme. Kurz vor Mittagessen ist es dann so weit. Generalprobe erfolgreich überstanden und Motorrad wieder fahrbereit.
Das Mittagessen Aus Vaters Küche kommt auch schon die Meldung, dass das Mittagessen auf dem Tisch steht. (Da ich meine Wohnung per 31. März aufgelöst hatte, habe ich mich nun temporär im Elternhaus eingenistet). Also schnell rein gehen und Hände waschen. Ah, da fehlen ja noch die Gläser auf dem Tisch. Also schnell zwei Gläser nehmen und auf den Tisch stellen. Und dann passierte es um 11h55 ...
Der "Unfall" Ein Glas fällt mir aus der Hand auf den Tisch. Der Versuch das Glas aufzufangen misslingt kläglich. Anstatt des Glas zu greifen knalle ich voll in einen nach oben gerichteten Glassplitter. Ergebnis: Es blutet wie die Sau in der Handfläche, gleich unterhalb vom linken kleinen Finger, und überall am Boden Glasscherben und Blut. Meine NERVEN!
"Alles halt so schlimm" sagt der unheimlich Leidende.
 "Sofort zum Doktor! Die Praxis schliesst nämlich gleich um 12h vor dem Wochenende. Ruf doch noch schnell an, ob Du noch kurz vorbei gehen kannst!" sagt der weise Papa.
Gesagt, getan. Die Arztpraxis ist zum Glück nur 300m vom Elternhaus weg. Schon bald liege ich beim Dökti auf dem Behandlungstisch und er schaut sich mein Pfötli an:
  • Wunde desinfizieren OK
  • Nerven OK
  • Sehnen OK
  • Muskeln OK 
  • keine Fremdkörper (Glassplitter) in der Wunde OK
  • (Fett-)Gewebe, das nicht mehr anwachsen wird, aus dem Wundbereich entfernen OK
  • Wunde kleben OK. Ist eh besser als nähen, sagt der Dökti, die Wunde heilt schöner und auf dem Schiff müssten dann keine Fäden entfernt werden
  • Antibiotika würde er normalerweise nicht abgeben, aber jetzt kurz vor dieserReise ist dies empfehlenswert, denn die innere Handfläche sei doch sehr anfällig für Infektionen
  • Ja, war gut, dass ich eben noch schnell vorbeigekommen bin
  • Also, den Druckverband nach zwei Stunden etwas lösen
  • Montag Abend soll ich noch einmal vorbei kommen
  • Und ja, der Verband sollte nun eine Woche dranbleiben und die Hand geschont werden.
  • Vielen Dank Herr Pfister! 
Und ich dachte schon, der Dökti lacht mich aus wegen diesem kleinen Wehwehchen ... 3 Wochen später und schön verheilt...
Hausarbeit Wieder zu Hause gibt's endlich was zum futtern. Mit helfen Haushalten, Abwaschen etc. ist jetzt aber nichts mehr. Väterchen muss jetzt alleine in der Küche Wache schieben und Sohnemann kann nun im Haushalt dem Dolce Vita frönen ...
Samstag 7.5.2011
Hausarzt Montag Abend. Arztvisite. Der Dökti ist zufrieden mit dem Heilungsprozess. 
"Kann ich Mittwoch mit dem Motorrad fahren?" frage ich. 
"Eher nicht, wäre blöd wenn die Wunde wieder aufgehen würde!" sagt der Dökti.
Notszenario Mittwoch muss aber mein Motorrad nach Kloten. Wenn ich nicht selber fahren kann, wer dann? Meine NERVEN! 
Franki ist die Lösung! Er fährt ja die gleiche "Kuh" wie ich. 
(Bemerkung der Redaktion: Mit "Kuh" wird in einschlägigen BMW-Biker-Kreisen jene Art von Motorrad bezeichnet, welche in diesem Bericht zu Hauf als tolles rotes bulliges Motorrad zu sehen ist, siehe Bild oben). 
Sollte für ihn also ein Kinderspiel sein, das Motorrad für mich nach Kloten zu fahren. Also Franki anrufen und mein Leid klagen. Franki muss aber am Mittwoch um 9 Uhr arbeiten. Der Plan, den wir (ich) ausarbeiten, ist bestechend clever und einfach:
Franki kommt Mittwoch 6 Uhr morgens von Lenzburg nach Möhlin. Er fährt dann mit meinem Motorrad nach Kloten. Ich fahre mit seinem Auto auch nach Kloten. Franki fährt dann mit seinem Auto zur Arbeit nach Lenzburg. Ich bereite dann in Kloten das Moto für den Transport vor und fahre mit dem Zug zurück. Einfach oder?
Sonntag 8.5.2011
Sitzprobe Dienstagabend will ich es dann doch wissen. Verband ab und dann nur einen ganz dünnen Schutzverband auf die Wunde, so dass ich in die Handschuhe komme. Ein paar Kupplungshebelversuche zeigen schnell, dass ich im Wundbereich in der Haut keinen Druck oder Spannung verspüre. Geht ja prima. Und wenn ich dann von Rheinfelden bis nach Kloten auf die Autobahn gehe, so gibt mit der Hand Total nur ca. 40 Kupplungshebelschaltbewegungen. 
Also Franki anrufen und Entwarnung geben. Thanks Franki!
Montag 9.5.2011
Es geht los Damit ich gegen 9 Uhr in Kloten bin und genügend Zeit habe, abends endlich fertig zu packen (morgen geht es ja schon mit dem Zug nach Hamburg) stehe ich um 6 Uhr auf und kurz nach sieben sitze ich warm angezogen auf meinem Motorrad. Motor starten und los! Upps! Was kratzt da so komisch? Tönt ja, wie wenn sich der Anlasser nicht mehr löst. SCH....E! Und je mehr Gas ich gebe desto unheimlicher tönt der Motor. Habe ich beim Wiederzusammenbau etwas falsch gemacht? Auf jeden Fall ist dies mein erster Startversuch seit der Generalprobe am Samstag und der darauf anschliessenden auferlegten Genesungspause. Hätte ich doch nur vorher einmal probiert, den Motor anzulassen... Was kann das sein? Kein Ahnung. Meine NERVEN!
Der Pannendienst Also BMW Pannendienst anrufen und beten. Eine nette Dame betreut mich und verspricht mir, dass in etwa einer halben Stunden so etwas nach 8 Uhr jemand zurückrufen wird. So war es dann auch und ich habe dem BMW Motorradhänder aus Basel mein Leid und meine Situation geklagt. 
"Typisch!" sagt er. Diese Phänomen kenne er. Wenn man bei der Batterie nicht wie im Servicebuch beschrieben, zuerst den Minuspol abhängt und dann den Pluspol, so kann das Anlasserrelais verbrennen und der Starter löst sich dann nicht mehr. (Logisch nicht?) Ja, er habe noch so ein Relais an Lager und ja, es würde in ca. einer halben Stunde gleich jemand damit vorbeikommen. Gerettet?
Und da kommt er auch schon, natelbewaffnet sich nach dem Weg erkundigend. "Ja, ja, das gibt es immer wieder!", meint er zu meiner Situation. Wir lassen kurz den Motor starten und er hört sich die Motorengeräusche an. Der Anlasser wäre dies aber nicht! meint der Servicemann. Was dann? Meine NERVEN!!
Er kuckt sich das Motorrad kurz an und "Ah! Da haben wir es!". Das Gaskabel bzw. die Führung des Gaskabels zum rechten Zylinder war nicht richtig in der Fassung (beim Anheben des Tanks, um an die Batterie zu kommen, muss ich diese wohl etwas hochgezogen haben). Dadurch bekommen die beiden Zylinder nicht gleich viel Gasgemisch zugeführt, was sich dann in besagtem Verhalten widerspiegelt. Gaskabelführung wieder richtig in die Fassung reinstecken und das war es dann auch schon. Meine NERVEN!
Also, hier für alle "Kuh"-Fahrer! Bitte Bildli genau anschauen und einprägen!
Grobansicht Detailansicht "So sollte es sein!" Detailansicht "So sollte es NICHT sein!"
Man stelle sich vor, Franki wäre um 6 Uhr hier auf der Matte gestanden und das Motorrad wäre nicht angelaufen... Meine NERVEN!

OK, Pannenprotokoll unterschreiben und das war's. Kosten noch unbekannt. Jetzt kann ich nach Kloten brausen.

Die Verpackung Der Rest des Tages verläuft dann ausnahmsweise einmal wie geplant. Die beschriebenen Trockenübung bewähren sich gut und schon bald ist mein Motorrad nicht mehr wieder zu erkennen. Sieht gut aus oder etwa nicht?
Frontansicht Seitenansicht
Versicherungspolice Ah ja, heute, ein Tag vor meiner Abreise, ist doch noch die Vollkaskoversicherungspolice aus Hamburg eingetroffen. Meine NERVEN!
Dienstag 10.5.2011
Bye Bye Switzerland Jetzt geht's los! Endlich nicht mehr immer "hirnen", was es denn noch zu bedenken und abzuklären gäbe. Jetzt kommt's wie's kommt. Probleme müssen dann eben an Ort und Stelle gelöst werden.
Lilo bringt mich mit meiner alten Viat-Croma-Turbo-Maschine zum Bahnhof in Rheinfelden. Küsschen-Küsschen und rein in den Schnellzug. Thanks Lilo.
13.-21.5.2011
Die grosse Überfahrt Dazu gibt es einen ausführlicher Spezialreport. Klicke hier
Die Unterkunft In Montréal habe ich mich für vier Wochen an der McGill Uni in einem Studentenheim für nur CAD 400 ~ CHF 360 einquartiert. So kann ich vorerst einmal das Budget schonen und habe genügend Zeit in Montréal, mich einzuleben und das Motorrad in Kanada einzuführen.
Montag 23.5.2011
Haftpflicht-
versicherungspolice
Die Haftpflichtversicherungspolice ist per Post an der Uni eingetroffen. Das klappt ja prima.
Mittwoch 25.5.2011
Flugnummer Von Herrn Meier, Firma ATS, wurden mir per Email folgende Daten betreffs dem Transfer meiner Maschine übermittelt:

FLUG :

  • AC 879/MAY 28 ZURICH - TORONTO
  • AC 426/MAY 28 TORONTO - MONTREAL
Am Montag wird also meine "Kuh" kommen. Juhui!
Samstag 28.5.2011
Die Ankunft Am späteren Morgen werde ich dann vom Spediteur, der Firma Hellmann in Montréal, auf meinem Tri-Band Handy kontaktiert und es wird mir mitgeteilt, dass die Kuh angekommen sei und ich mich Dienstag morgen wieder melden solle, wenn alle Einfuhrpapiere fertiggestellt und die dabei entstandenen Unkosten bekannt sind. Ich solle schon mal genügend Bargeld beschaffen.
Sonntag 29.5.2011
Jetzt gehts los Heute ist der entscheidende Tag. Wird alles glatt gehen bei der Zolleinfuhr. Nach monatelangen Vorbereitungen, Recherchen und nicht zu vernachlässigenden Unkosten kommt nun der Tag der Wahrheit. Entweder ich schlafe heute Abend sehr gut oder dann geht es mir verdammt schlecht. Meine NERVEN!
Die Taxifahrt Der Spediteur hat mir empfohlen, mit einem Taxi zum Flughafen raus zu fahren. Unterwegs versuche ich mir den Weg einzuprägen, wie ich wieder zurückfinde. Die gesuchte Strasse, welche parallel zur Autobahn verläuft haben wir schnell gefunden. Leider sind die Häuser mit den ungeraden Nummern auf der anderen Seite der Autobahn. Also schnell bis zur nächsten Autobahnausfahrt und dann auf der anderen Seite wieder zurück. Ganz einfach meint der Taxifahrer. Wie finde ich hier wieder zurück?
Der Spediteur
Luciano nimmt mich in Empfang. Die Speditionspapiere sind vorbereitet CAD 295 kostet der Spass (1 CAD ~ 0.9 CHF). Nein, Travellerchecks nehmen sie nicht. Und da waren sie wieder die kleinen gemeinen Probleme. Wo es denn hier die nächste Cash-Maschine gibt, frage ich ihn. Beim Flughafen etwa 4 Kilometer von hier. Aha. Luciano ist aber hilfsbereiter als der erste Eindruck befürchten lies. Schnell ist ein Salesman aufgetrieben, der mich zum Lagerhaus fährt. Dort gibt es auch eine Cash-Maschine und der Zoll ist dort auch gleich im Haus.
Der Salesman Der Salesman ist wie alle Salesmänner sehr gesprächig. Wow, mit dem Bike von hier nach Vancouver. Toll. Und dann bis nach Mexiko! Das ist aber zu weit. Keine Chance! Ah, es ist ein Motorbike. Wow. Eine BMW Wow. Ah, ja dann.. Ja, er wolle sich auch eine Harley kaufen. So, wo sind wir denn jetzt hingefahren? Am Passagierabflugsterminal. Nein, da wollte ich nicht hin. Zu den Lagerhäusern. OK, kein Problem. Und weiter geht die Fahrt und bald sind wir bei den Lagerhäusern.
Und hier noch meine Visitenkarte, falls ich Probleme bekäme mit dem Zoll oder der BMW, meint Jean. Sehr nett von ihm, mich hier her zu fahren. Thanks Jean.
Das Lagerhaus
Das Office vom Lagerhaus ist leicht zu finden. Also rein. Drinnen werde ich zuerst ziemlich komisch angeglotzt. Nach dem Motto: Was ist den das für ein Bürogummi. 
Ein Motorrad? Ja, haben wir hier. Wie ich das denn mitnehmen wolle? Mit einem Transporter? Ah, ich würde gleich selber damit losfahren. Ist ja logo, alles klar...
In der Halle hinter der gelben Linie steht sie auch schon. Aber ich darf die gelbe Linie nicht übertreten. Zollfreibereich. Ein Hubstapler bringt die Kuh in eine andere Ecke, wo ich dann ungestört mein Wiederaufbauprozedere abwickeln kann. Aber zuerst zum Zoll. Jetzt kommt's. Der ultimative Moment. Was erwartet mich da? Meine NERVEN!
Der Kanadische Zoll
Ein bärtiger Zollbeamter mittleren Alters nimmt sich meiner an. So etwas wie mich hat er nicht alle Tage abzufertigen. Einige Male muss er sich mit seinem Kollegen beraten. Die Fragen an mich werden immer mehr. Die bereitgelegten Formulare dafür mit jeder beantworteten Frage weniger und schlussendlich gibt es kostenlos nur einen Stempel auf eines der Frachtpapiere. Das war's! Meine NERVEN!
Also, für alle, die so etwas auch einmal anpacken wollen:
Es ist alles ganz leicht wenn
a) das Motorrad immatrikuliert ist, d.h. z.B. Schweizer Nummernschilder hat
b) man von den Einwanderungsbehörden ein Stempel für Touristen im Pass hat
c) Spediteurpapiere vorzeigen kann wie jene, die mir vom Kanadischen Spediteur vorbereitet wurden
d) glaubhaft darlegen kann, dass man das Motorrad auch wieder aus dem Land ausführen wird und
e) ein flotter Typ wie ich ist :-)

Strahlend wie ein Marienkäfer verlasse ich das Zollbüro. Heute ist mein Glückstag! Ich kann es kaum glauben. Das grosse Abenteuer kann beginnen! Meine NERVEN!
Der Wiederzusammenbau Der Zusammenbau verläuft problemlos. Am Schluss noch schnell kontrollieren, ob das Gasführungkabel auch richtig sitzt. Upps! Siehe da, wieder das gleiche Problem wie zu Hause. Nicht zu denken, wie das gewesen wäre, wenn dieses kleine Problem hier das erste mal aufgetaucht wäre. Mein NERVEN!
Wie zurück? Also zuerst einmal tanken, denn der Tank musste ja zum Lufttransport bis auf Reserve entleert werden. An der Tankstelle eine Karte kaufen, um im Strassenlabyrinth zurückzufinden und noch kurz die Benzinverkäuferin fragen, wo ich hier auf der Karte bin und wie es zur nächsten Autobahn geht.
Die ersten Kilometer Es fällt mir hier schwer, die Gefühle auf den ersten Kilometern Richtung City zu beschreiben. Nur soviel: Sie waren sehr bewegend.
Und wow, Harleys gibt es hier zu Hauf, aber mit meiner BMW scheine ich doch einiges Aufsehen zu erregen. Sicher gibt es bald ein paar lustige Stories dazu zu berichten.
Das liebe Geld So, und jetzt wird Klartext gesprochen. Was kostet das ganze? Hin- und Rückflug inkl. Reiseversicherungen für 6 Monate? Bitte festschnallen!
Transfer Hinflug:
- ATS (Spediteur Kloten) CHF 550.00
- Air Canada Fracht CHF 1242.00
- Dangerous Goods Fee CHF 70.00
- Treibstoffzuschlag CHF 74.55
- Hellmann (Spediteur Montreal) CAD 295.00
Zwischentotal Hinflug CHF 2200.00
Transfer Rückflug:
(Annahme gleicher Betrag wie Hinflug)
CHF 2200.00
Haftplichtversicherung Canada/USA 6 Monate DEM 1470.00
Vollkaskoversicherung Canada/USA 6 Monate DEM 1125.00
Policengebühren DEM 80.00
Transportversicherung Motorrad DEM 150.00
Zwischentotal Versicherungen CHF 2500.00
Total CHF 6900.00
Nicht zu vergessen, Instandstellungsarbeiten für's Motorrad wie neue Service, neue Pneu's, Batterie etc.
Service BMW km 40'000 CHF 1500.00
Wirtschaftlichkeit Abzüglich Versicherungen entstehen für Hin- und Rücktransport des Motorrades Kosten von in der Höhe von ca. CHF 4400. 
Als Alternative wäre der Kauf/Verkauf eines Motorrades in Kanada zu erwägen gewesen. 
Bei einem Neukauf (CHF 20'000) liegen die Abschreibkosten für den ersten gefahrenen Kilometer etwa in der gleichen Grössenordnung wie die ganzen Transportkosten.
Bei einem Occasionskauf/-verkauf entstehen sicher geringere Abschreibungskosten. Dafür ist vielleicht das nicht kalkulierbare Risiko eines Fehlkaufs grösser. Die Versicherungskosten dürften bei allen drei Varianten in etwa der gleichen Grössenordnung liegen.
Fazit Die von mir gewählte Variante mag nicht zwingend die Kostengünstigste sein. Wären von Anbeginn alle auflaufenden Kosten bekannt gewesen, hätte ich mich vielleicht anders entschieden.
Dennoch ist bei der von mir gewählten Variante ein weiterer wichtiger Faktor für mich sehr ausschlaggebend, nämlich:
Auf meiner "Kuh" dieses Abenteuer zu wagen, auf meiner "Kuh" durch die Rockies zu brausen, über die "Golden Gate", über die Stadthügel von "San Francisco", durch die Wüste von Arizona.... und ja, meinen Nerven geht's jetzt sehr gut....
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